Frank Asbeck kann es nicht lassen! Nun hat er es tatsächlich geschafft, einen finanzkräftigen Partner zu finden, mit dem er eine neue Gesellschaft gründen konnte, die größere Teile bzw. Tochtergesellschaften der alten Solarworld AG übernehmen und weiterbetreiben wird.
Dabei werden einige, aber lange nicht alle Arbeitsplätze in Deutschland gerettet. Ein größerer Teil der Solarworld-Mitarbeiter wandern in eine Transfergesellschaft. Man wird sehen, ob sie im Raum Arnstadt, Thüringen, oder Freiberg, Sachsen, eine schnelle Anschlussbeschäftigung bekommen können oder eher nicht. Der zumindest auf Ebene der Hersteller kränkelnden Photovoltaikbranche werden die meisten von ihnen wohl nicht treu bleiben können.
Tragisch ist diese Entwicklung einerseits deswegen, weil es offenbar andere Interessenten für die Übernahme der Solarworld AG mit ihren Tochtergesellschaften gab, die durchaus glaubhaft darstellen konnten, die gesamte oder zumindest einen Großteil der Belegschaft weiterbeschäftigen zu wollen. Ihre Konzepte und Angebote wurden angeblich gar nicht beachtet, da es bereits in einer frühen Phase Absprachen zwischen Asbeck und dem Insolvenzverwalter gab. Andererseits ist äußerst fragwürdig, ob ein Frank Asbeck an der Spitze einer Solarworld 2.0 wirklich eine erfolgsversprechende Konstellation ist. Musste das jetzt wirklich sein?!
Es stellt sich nicht nur die Frage, welches die Beweggründe des selbsternannten „Sonnenkönigs“ sind, sondern auch, was dies nun für die zukünftige Entwicklung eines europäischen Solarmarktes bedeutet, der sich gerade anlässt, in die Nähe alter Größe zurückzukehren. Die Rettung von Arbeitsplätzen in Deutschland scheint ja nicht ganz oben auf der Prioritätenliste von Asbecks Weiterführungskonzept zu stehen. Den Beweis anzutreten, dass die Solarworld-Firmenstrategie nicht falsch war und dass ein wirtschaftlicher Erfolg auf dem europäischen und amerikanischen Markt nur unter Ausschaltung jeglicher asiatischer Konkurrenz möglich ist, scheint wohl eher die Intention zu sein.
Damit kommen wir zu meiner zweiten Frage – was bedeutet der Neuanfang Asbecks für die Photovoltaikbranche in Deutschland und Europa? In den vergangenen Monaten war ja zunehmend zu spüren, dass einzelne Märkte in einer globalisierten Welt nicht isoliert zu betrachten sind. Dem europäischen Markt wurden allmählich die Modulliefermengen entzogen, obwohl die Nachfrage kontinuierlich anstieg. Es setzte wieder einmal ein Hauen und Stechen um die wenigen verfügbaren Containermengen ein, die Europa noch erreichten. Wer hier nicht vorgesorgt und rechtzeitig Modulkontingente gesichert hat, zum Beispiel durch den Abschluss von Rahmenverträgen, der hat mittlerweile das Nachsehen und kann seine Projekte auf das vierte Quartal, wenn nicht sogar auf das kommende Jahr verschieben. Vorher gibt es keine freien Modulmengen mehr, zumindest nicht bei den bekannteren und solideren Herstellern (Tier-1).
Natürlich macht sich eine solche Situation sofort auch in den Preisen bemerkbar. Während monokristalline Module (High Efficiency und All Black) auch auf dem Spotmarkt noch weitestgehend preisstabil sind, ist bei polykristallinen Modulen bereits eine Verteuerung um 0.5 bis 1.5 Eurocent pro Watt zu beobachten. Zum gleichen Preis wie im zweiten Quartal dieses Jahres kauft wie erwähnt nur noch ein, wer sich in Lieferverträgen gebunden hat. Die Anfang des Jahres prognostizierte Preissenkung im dritten Quartal wurde gleich wieder kassiert, seit in den USA der Run auf die vermeintlich letzten in diesem Jahr noch zollfrei einzuführenden Module begonnen hat. Da dort mittlerweile um bis zu 10% höhere Preise als in Europa bezahlt werden, ist nicht schwer zu erraten, wo die asiatischen Hersteller ihre Module bevorzugt absetzen.
Wem haben wir diese für uns Europäer so unvorteilhafte Situation zu verdanken? ... nicht zuletzt Frank Asbeck. Er hat maßgeblich die ersten Anti-Dumping-Untersuchungen in den USA und in der EU angestoßen und die daraus erwachsenen Zwangsmaßnahmen in Form von Marktbeschränkungen und Strafzollerhebungen zu verantworten. Auch kämpft er an vorderster Front bei der neuen Untersuchung in den USA, in deren Folge eine noch radikalere Marktabschottung allgemein befürchtet wird. In Erwartung eines großen Engpasses bei erschwinglichen Solarzellen und –modulen wird der Weltmarkt offenbar von amerikanischen Projektierern und Großhändlern „leergekauft“.
Nun, dem investitions- und bauwillige Europäer bleibt nun abzuwarten, bis der Spuk in den Staaten vorbei ist oder die Geschichte zu einem guten Ende geführt hat, also weitere Schutzmaßnahmen von der US International Trade Commission (ITC) abgelehnt wurden. Auch bleibt ungewiss, was Herr Asbeck und seinen Gefolgsleuten für den europäischen Markt noch in petto hat – immerhin gilt es, eine Solarworld 2.0 gegen unfairen Wettbewerb seitens asiatischer Konkurrenten zu verteidigen – koste es was oder wen es wolle!
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im August 2017 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder):