Marktanalyse Dezember - 2020: Einfach mal Danke sagen ...

Danke wofür - Danke für Nichts? So hart will ich mich ausnahmsweise einmal nicht ausdrücken. Das Jahr hatte neben dem ganzen Krisengeschehen auch ein paar gute Impulse und Entwicklungen für uns im Angebot. Welche das sind, möchte ich im zweiten Teil meines Jahresrückblicks beleuchten, sowie einen kleinen Ausblick auf die kommenden Monate geben.

Juli:
Bereits Anfang 2019 wurde bekannt, dass vom Modulhersteller Hanwha Q-Cells auf drei Kontinenten eine Patentrechtsklage gegen die Konkurrenten Longi Solar, JinkoSolar und REC eingereicht hatte. Etwas mehr als ein Jahr später kam es dann zu ersten Urteilen. Diese fielen in den USA in erster Instanz gegen, in Deutschland jedoch zugunsten der Klägerin aus. Die Richter erkannten Hanwha Q-Cells einen Unterlassungsanspruch zu, gegen den alle Beklagten umgehend Einspruch einlegten. Zumindest JinkoSolar beteuerte von Anfang an, die momentan gelieferten Produkte seien nicht von der Klage betroffen. Die anderen beiden Konkurrenten blieben in dieser Hinsicht zurückhaltend und gaben keine öffentlichen Statements ab. Allerdings wurden vorsorglich Maßnahmen ergriffen, um bei einer Bestätigung des Urteils zumindest eine Schadensbegrenzung zu erreichen - Longi Solar stoppte die Auslieferung bestimmter Produkte vorerst, REC reduzierte seine Produktpalette auf die Alpha-Serie.

Im November kam dann nochmals etwas Bewegung in den Streitfall, nachdem ein Ende 2019 von Longi Solar beim chinesischen Patentamt eingeleitetes Nichtigkeitsverfahren abgelehnt wurde. Die Behörde überprüfte allerdings nur die Rechtsgültigkeit der beiden zur Debatte stehenden Patente in China und erklärte sie für teilweise ungültig. Aktuell läuft auch vor dem europäischen Patentamt noch ein Prüfverfahren, bei dem es jedoch noch keine endgültige Entscheidung gibt. Longi Solar möchte damit die Einleitung von weiteren, nach eigenen Worten unnötigen Patentrechtsklagen verhindern. Dieser Streit wird sich also noch eine Weile hinziehen - der Ausgang bleibt ungewiss.

August:
Im August und September erreichten die Modulpreise allgemein ihren vorläufigen Allzeit-Tiefststand. Projektpreise im Megawattbereich von teilweise deutlich unter 18 Cent pro Watt-peak waren auch für monokristalline Module keine Ausnahme mehr. Nach den Covid-19-bedingten Ausfällen im Frühjahr befand sich die Solarmodulproduktion nach Aussage der meisten Hersteller wieder im Normalbetrieb. Auch die Rohstoffpreise für Siliziumwafer und Solarglas waren moderat, der Dollarkurs ausgeglichen. Das sollte sich in den darauffolgenden Monaten aber deutlich ändern. Bedingt durch das Chaos einer in den USA außer Kontrolle geratene Corona-Pandemie und einen nach einem schier endlosen Auszählungsprozess abgewählten Präsidenten Donald Trump, sank der Dollarkurs weiter und weiter. Diese Wechselkursschwäche verbilligt die international auf Dollarbasis kalkulierten Solarmodule in Europa zwar etwas. Auf der anderen Seite haben wir aber einen merklichen Engpass bei Polysilizium und bei Solarglas. Bis Ende des Jahres gab es seitens der Hersteller bereits mehrere Preisanpassungen nach oben von insgesamt 10 Prozent und mehr. Dieser Trend wird sich wohl erst wieder im zweiten Quartal 2021 umkehren.

Oktober:
Im vierten Quartal stellte sich die Frage, ob Covid-19 die Photovoltaik-Branche in 2020 weitgehend unberührt ließ oder nicht. Es gab Untersuchungen, nach denen bis zu 15 Prozent aller Erneuerbare-Energien-Projekte in Europa durch die Corona-Krise verzögert wurden oder komplett scheiterten. Diese Einschätzung betraf allerdings vor allem mittlere bis große Vorhaben mit nicht selten überregionaler Beteiligung. Die Bundesregierung reagierte darauf für Zuschläge in deutschen Ausschreibungen immerhin mit der Einräumung von verlängerten Realisierungsfristen von bis zu 6 Monaten.

Im Bereich der kleinen bis mittleren Photovoltaikanlagen war zumindest in Deutschland kaum ein negativer Einfluss durch die Pandemie erkennbar. Vor allem Systeme in Kombination mit Energiespeichern, aber auch Ladeinfrastruktur für E-Mobilität erfreuten sich einer wachsenden Beliebtheit. Viele Endkunden schienen mithilfe einer eigenen Solaranlage mit hohem Eigenverbrauchsanteil unabhängiger werden zu wollen. Das verschaffte vielen Solarteuren volle Auftragsbücher, sie gehörten bisher und gehören auch weiterhin eher zu den Krisengewinnern.

November:
Dass die ersten Photovoltaikanlagen, die im deutschen Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gefördert wurden, nach 20-jähriger Laufzeit zum 01.01.2021 aus der Vergütungspflicht durch den Netzbetreiber fallen, ist seit exakt 20 Jahren bekannt. Trotzdem hat es die Bundesregierung nicht geschafft, rechtzeitig eine konsensfähige Anschlussregelung vorzulegen. Dieses und viele weitere wichtige Themen sollten durch die für Anfang 2021 geplante Novelle des Gesetzes behandelt und im November final verabschiedet werden. Was dann im September von den Regierungsparteien der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war ein wenig ambitionierter, unausgereifter Entwurf, der allgemeine Empörung in der Branche auslöste. Ohne umfassende Korrekturen an den Start gebracht, droht nicht nur ein Einbruch der Installationszahlen, sondern auch ein Wegfall von bereits bestehenden Photovoltaikkapazitäten. Der Weiterbetrieb von sogenannten Ü20-Anlagen wäre für viele Betreiber schlichtweg unwirtschaftlich.

Seitdem diskutieren Verbände, Opposition und die Regierungskoalition über die viel zu niedrigen Ausbauziele, die überzogenen Mess- und Regelungsanforderungen und die kontraproduktive EEG-Umlage bei Kleinanlagen, die Ausweitung der Ausschreibungspflicht auch auf kleinere Photovoltaikanlagen, sowie eben auch über die Behandlung der Ü20- oder Post-EEG-Anlagen. Ein Ende ist seit dem 14. Dezember in Sicht - einige Verbesserungen zeichnen sich immerhin ab. Was im endgültigen Gesetzestext dann stehen wird, darauf warten wir alle gespannt.
 

Fazit und Ausblick:
Immerhin, unsere zwei starken deutschen Frauen in Berlin und Brüssel - Angela Merkel und Ursula von der Leyen - bieten den Polit-Machos in der Europäischen Union die Stirn und versuchen die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, eine humane Flüchtlingspolitik, sowie ambitioniertere Klimaziele zum Beispiel über den New Green Deal durchzusetzen - soweit das politisch aktuell möglich ist. Auch das Thema Klimawandel ist - obwohl natürlich die Corona-Pandemie die öffentliche Berichterstattung weit vor allen anderen Themen dominiert, nicht ganz aus dem Fokus geraten. Vielmehr werden Parallelen aufgezeigt und es wird an die Vernunft appelliert, bei der Priorisierung der Maßnahmen und Bekämpfung der Krisen viel intensiver auf die Wissenschaft zu hören als bisher. Letztlich haben die Corona-Schutzmaßnahmen, die Einschränkungen bis hin zum harten Lockdown allen Menschen weltweit vor Augen geführt, welche Dinge wirklich wichtig sind und worauf wir verzichten können, notfalls dauerhaft.

Unsere westliche Gesellschaft - nein die gesamte Menschheit - dürfte nach der Bewältigung der Corona-Pandemie, die hoffentlich im kommenden Jahr zügig voranschreiten wird, nicht mehr dieselbe sein wie vor der Krise. Auch Wirtschaft und Politik werden nicht mehr in die alten, überholten Muster zurückfallen, da bin ich optimistisch. Wir werden viele Dinge neu denken, dadurch anders und hoffentlich besser machen. Es ist eine Chance, die uns unerwartet gegeben wurde und die wir dringend nutzen sollten. Dafür möchte ich hier einfach mal Danke sagen!

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Dezember 2020 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 14.12.2020):

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