Marktanalyse Januar 2020 - Die Zukunft der Photovoltaik-Branche

Einmal mehr wird die Zukunft der Photovoltaik in Deutschland durch die Verzögerungstaktik der Bundesregierung torpediert, werden einmal mehr die noch existierenden Solarfirmen auf eine harte Belastungsprobe gestellt, einmal mehr leichtfertig zahlreiche Arbeitsplätze auf’s Spiel gesetzt. Warum bloß – was hat das für einen Sinn?!

Wird 2020 trotzdem noch ein gutes Jahr? Mit welchen Herausforderungen werden wir noch zu kämpfen haben? Kommt die politische Elite in diesem Land endlich zur Besinnung? Diese Fragen will ich weiter unten beantworten. Zunächst aber zur aktuellen Modulpreisentwicklung.

Wie am Kurvenverlauf unschwer zu erkennen ist, gab es einen leichter Preisverfall über beinahe alle Modultechnologien hinweg, getriggert durch letzte Abverkäufe von Lagerware, die über die Feiertage und den Jahreswechsel bei Herstellern und Händlern liegen geblieben ist. Dieser Trend wird sich zumindest im ersten Halbjahr aber nicht fortsetzen, da es aufgrund der bereits zu Jahresanfang hohen Nachfrage vereinzelt schon wieder zu Engpässen kommt. Besonders beliebte Marken und Leistungsklassen sind wieder nur noch mit langer Lieferzeit verbunden zu beziehen. Hersteller wie Trina SolarJA Solar oder Jinko Solar nehmen aktuell Bestellungen nur noch für April, Mai oder gar Juni an. Es scheint also für Projektierer und Montagefirmen angebracht zu sein, Vorsorge zu treffen, wenn sie in den kommenden Monaten nicht ohne hochwertige Module dastehen wollen und dann alles nehmen müssen, was gerade verfügbar ist.

Bei den preiswerteren Mainstream-Modulen haben wir bereits seit längerem ein Versorgungsproblem, geschuldet dem konsequenten Umrüsten der Modulproduktionen auf monokristalline Zellen, vorwiegend mit PERC-Technologie. Der Preisanstieg im Index ist hier allerdings im Wesentlichen auf eine Verschiebung der Klassengrenzen zurückzuführen. Die geringste Leistungsklasse für High-Efficiency-Module startet jetzt bei 300 Watt, wobei die meisten im Markt verfügbaren Produkte in dieser Klasse bereits Leistungen zwischen 325 und 340 Watt aufweisen. Kristalline Module mit Leistungen unter 275 Watt fallen hingegen zukünftig in die Klasse „Low Cost“, also Sonderposten und Minderleistungsmodule. Hier gab es im letzten Monat einige großvolumige Posten älterer Lagerware, sowie gebrauchter Module aus dem Anlagenrückbau, so dass ein größerer Preissprung nach unten zu verzeichnen war. Dieser Preispunkt ist im Gegensatz zu den anderen jeweils ausschließlich von Spotmarktangeboten geprägt.

Was ist es nun aber, das die Zukunft der Solarbranche zumindest in Deutschland massiv gefährdet?

Natürlich ist es – einmal mehr – die Weigerung der Entscheider in der Großen Koalition aus CDU und SPD, den 52-Gigawatt-Deckel für Photovoltaik im EEG abzuschaffen. Leider ist seit dem Versprechen der Regierungsparteien, welches im Rahmen der Verabschiedung des Klimapakets gegeben wurde, rein gar nichts Substanzielles passiert, außer vielleicht dem Werfen von ein paar Nebelkerzen. Mal ist von der Senkung der Ausschreibungsgrenze die Rede, die als Ausgleich für den Wegfall vorgenommen werden soll, mal von weiteren Einschnitten bei der (Onshore-)Windkraft. Ein Deal zu Lasten der ohnehin schon arg gebeutelten Windbranche ist aber schlichtweg nicht hinnehmbar! Wir brauchen den Mix aus allen bekannten Erneuerbaren Energieträgern und die oft gescholtene Dezentralität, um auch in Zukunft eine Versorgungssicherheit zu vertretbaren Kosten zu erreichen.

Aktuell steuern wir aber auf eine sehr gefährliche Situation zu. Der 52-Gigawatt-Deckel hat weiterhin Bestand, die Nachfrage nach PV-Anlagen ist aber glücklicherweise hoch, die Auftragslage der Installationsfirmen allerorts sehr gut. Das bedeutet aber, dass die gesetzlich festgeschriebene Obergrenze für die im EEG vergütungsfähige Photovoltaikleistung in Deutschland bald erreicht ist – vereinzelt wird sogar schon das zweite Quartal dafür prognostiziert. Gleichzeitig ist die Modulverfügbarkeit zunehmend schlecht, außerdem reichen die freien Handwerkerkapazitäten kaum aus, um alle beauftragten Projekte zeitnah abzuarbeiten. Ich sprach den Fachkräftemangel in der Solarbranche ja bereits in einem früheren Kommentar an. Nach Erhebungen der Handwerkervermittlungsplattform www.installion.eu nehmen viele Installationsbetriebe schon gar keine Aufträge mehr an für das erste Halbjahr 2020.

Wir befinden uns also wieder einmal in einer Situation mit sehr geringer Planungssicherheit. Denn auf welcher Basis sollte sich ein Investor denn entscheiden, solange nicht klar ist, ob die neu errichtete Photovoltaikanlage noch eine garantierte Einspeisevergütung bekommen wird, sofern sie aus den genannten Gründen frühestens in der zweiten Jahreshälfte installiert und ans Netz angeschlossen werden kann? Immer noch werden viele mittlere PV-Anlagen von 100 bis 750 Kilowatt in Deutschland als reine EEG-Anlagen geplant und gebaut. Dieses Anlagensegment dürfte durch die Untätigkeit der Regierung quasi schon tot sein oder zumindest kurz davor! Dadurch dürften auch viele Betriebe, die sich diesem Segment verschrieben haben und seit dem großen Kahlschlag nach 2012 langsam wieder auf die Beine gekommen sind, von massiven Zukunftsängsten geplagt sein.

Wenn also die positive Entwicklung der Solarenergiebranche nicht wieder einen jähen Dämpfer bekommen soll, müssen die politischen Weichen umgehend gestellt und Rechtssicherheit geschaffen werden. Wir können nicht bis auf unbestimmte Zeit auf eine EEG-Novelle warten, welche bisher terminlich noch nicht einmal angekündigt wurde. Wir brauchen ein schnelleres, nicht ein langsameres Ausbautempo, wenn wir die Klimaziele nicht meilenweit verfehlen wollen. Wir brauchen sowohl eine starke Solar- als auch eine starke Windkraftbranche, die immer mehr Menschen einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann. Was wir hingegen überhaupt nicht brauchen können, ist eine Obergrenze für Photovoltaik im deutschen EEG. In diesem Sinne – einmal mehr - der dringende Aufruf: der Deckel muss weg!

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Januar 2020 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 20.01.2020):

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