Marktanalyse Juli 2017 - Die Herkunft darf keine Rolle spielen - allein die Qualität muss zählen!

Die Herkunft, Hautfarbe, Abstammung darf die Beurteilung, Bewertung oder Behandlung nicht beeinflussen. Was für uns Menschen in einer aufgeklärten, demokratisch organisierten Gesellschaft als selbstverständlich, zumindest aber als unbedingt erstrebenswert angesehen wird, gilt bei Solarmodulen schon lange nicht mehr.

Als wesentlich wichtiger als die Herkunft, sollten natürlich die inneren Werte erkannt und anerkannt werden. Auf Zellen und Module angewendet, müsste die Verarbeitungsqualität als oberstes Bewertungskriterium angewendet werden. Sie ist entscheidend für die spätere Energieausbeute und Langlebigkeit einer PV-Installation. Preis und Verfügbarkeit sind außerdem noch sehr wichtig für deren Wirtschaftlichkeit.

In der Realität ist die Herkunft leider sehr entscheidend für die Bewertung, sowohl bei uns Menschen – schauen wir auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik – als auch bei Solarmodulen. Wir Europäer, aber auch Amerikaner, haben Angst, von ausländischen, billigen Arbeitskräften (oder billigen Modulen) überrannt zu werden, die unsere heimische Wirtschaft gefährden oder gar kaputt machen. Dabei gibt es reichlich Bedarf, sowohl an der einen, als auch an der anderen Ressource. Aber auf die Qualifizierung bzw. die Qualität wird selten geschaut, es ist immer die Herkunft und die scheinbar unbegrenzte Verfügbarkeit, die uns zurückschrecken lässt.

Der europäische Solarmarkt benötigt qualitativ hochwertige und dabei preiswerte Module in großen Mengen. Chinesische Hersteller könnten diesen Bedarf befriedigen. Trotzdem hindert die Europäische Union diese seit fast vier Jahren daran, den dringenden Modulbedarf zu decken. Die Entwicklung des Marktes, insbesondere der Wertschöpfungskette unterhalb der Hersteller, wird dadurch massiv ausgebremst. Zynischerweise wird bei internationalen Treffen der größten Wirtschaftsmächte regelmäßig vereinbart, Handelsbarrieren abzubauen und Protektionismus zu beenden. So geschehen kürzlich wieder beim G20-Gipfel in Hamburg. Aber es bleibt meistens bei warmen Worten - nichts Entscheidendes wird unternommen.

Natürlich müssen gleichzeitig Regeln aufgestellt werden, damit ein fairer Wettbewerb möglich ist und die lokalen Standards nicht leiden. Niemand in der EU ist glücklich mit qualitativ minderwertigen Modulen, selbst wenn sie zum Schleuderpreis verramscht werden. Gut, ein paar Player gibt es immer, die auch solche Ware kaufen, aber die wissen in der Regel, worauf sie sich einlassen. Alle größeren chinesischen Produzenten bewegen sich aber technisch auf einem sehr hohen Niveau. Sie können sehr gute Qualität produzieren, wenn man sie lässt, beziehungsweise es von ihnen verlangt. Und selbst wenn hohe Qualitätsanforderungen an deren Produkte gestellt werden, können diese aufgrund des hohen Automatisierungsgrads und von Skaleneffekten immer noch preisgünstiger angeboten werden, als die Produkte aus den wesentlich kleineren europäischen Fertigungen. Der Preisunterschied ist keinesfalls riesig, gleiche Qualität vorausgesetzt, aber bei größeren Projekten durchaus entscheidend.

Mit dem Argument des Preisdumpings und unfairen Wettbewerbs wurden jedoch hochprofessionelle Anbieter vom EU-Markt quasi ausgeschlossen und die Tore stattdessen für Produkte aus anderen Teilen Asiens mit oft ungeklärter Herkunft und Qualität geöffnet. Sehr schnell passten sich chinesische Konzerne den neuen Bedingungen an, mieteten sich in taiwanesischen, vietnamesischen oder malaysischen Produktionen ein und schraubten die Qualitätsanforderungen runter, um dem aufkommenden Preisdruck der neuen Player im Markt standzuhalten. Mittlerweile ist die Modulqualität im Markt beinahe auf einem niedrigeren Level als noch vor vier Jahren, die Probleme mit Ausfällen von Produkten jüngeren Herstellungsdatums häufen sich.

Insgesamt ist auch die Verfügbarkeit für Solarmodule jeglicher Bauart und Zelltechnologie im Moment schlecht, was zu einer allgemeinen Stagnation der bisher eher abwärts gerichteten Preisentwicklung führt. Einerseits fehlen hier die Mengen europäischer Hersteller, die den aktuell ansteigenden Bedarf, erst recht nach Ausscheiden von Solarworld als ernstzunehmendem Lieferanten, gar nicht alleine bedienen könnten. Andererseits wird es immer schwieriger, asiatische Module zu importieren, selbst wenn die Hersteller sich auf der „White List“ der Europäischen Kommission befinden. Kaum ein niederländischer Dienstleister bietet noch die Fiskalverzollung für taiwanesische oder malaysische Module an, da ihm das Haftungsrisiko zu groß ist und die Situation aktuell zu undurchsichtig. Will man solche Module in Europa einführen, gelingt dies oft nur noch über den kostspieligeren Umweg anderer Zolllager außerhalb der großen Häfen und Umschlagplätze. Diesem Unfug muss umgehend Einhalt geboten werden!

Das Ende der Erstellung und Veröffentlichung eines herkunftsbezogenen Preisindizes hatte ich ja bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt (Marktkommentar von Oktober 2015). Begründet hatte ich diesen Schritt mit der zunehmenden Schwierigkeit, die Herkunft einzelner Modulkontingente überhaupt zu bestimmen - daran hat sich prinzipiell nichts geändert. Zusätzlich ist die Vielfalt der Akteure seit damals nochmals deutlich zurückgegangen. Mit diesem Monat beende ich die Erhebung der nach regionaler Herkunft unterschiedenen Modulpreise offiziell und demonstrativ – getreu nach dem Motto und der Überschrift dieses Kommentars.

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Juli 2017 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder):

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