Trotz des im September gegenüber dem Vormonat kaum veränderten, immer noch verhaltenen Marktgeschehens, haben sich die Preise von Modulen aus allen Regionen nur marginal verändert. Schwankungen in die eine oder andere Richtung werden im Oktober zumeist wieder ausgeglichen.
Preisanpassungen nach unten zugunsten einer Marktbelebung sind für die meisten Hersteller aufgrund der Restriktionen der EU-Kommission kaum möglich. Kostengünstige Produkte finden immer seltener den Weg nach Europa, da die Kontrollen schärfer werden. Die begrenzt zur Verfügung stehende B- oder Insolvenzware wird von vielen Investoren aufgrund fehlender Qualitätszertifikate und Garantiezusagen noch gemieden. Gleiches gilt leider erst recht für gebrauchte Module, die – sofern geprüft und von bekannten Herstellern – durchaus eine Alternative zu teurerer Neuware sein kann.
Dieser Marktkommentar widmet sich allerdings nicht in erster Linie der Preisentwicklung und den Ereignissen im Markt, sondern den anstehenden Veränderungen am Preisindex an sich. Diese sind notwendig, da die Zuordnung von Angebotspreisen zu den gewählten Regionen in den vergangenen Monaten zunehmend schwer fällt, so dass die daraus resultierenden Ergebnisse nur noch bedingt repräsentativ sind. Die Trennung nach Herstellungsregionen ist nicht mehr stimmig, da die noch existierenden Modulproduktionen in Europa zunehmend von Konzernen asiatische Herkunft betrieben werden, wohingegen viele europäische Hersteller mittlerweile in Asien produzieren oder zumindest einen Großteil der Rohmaterialien dort einkaufen.
Beispiele hierfür sind die ehemals europäischen Hersteller (Hanwha-) Q-Cells, REC, Solon oder Axitec, die ausschließlich in Asien produzieren, wohingegen Jinko Solar, Renesola, BenQ oder Astronergy Fertigungsstätten in Europa betreiben, obwohl die Muttergesellschaft in Asien sitzt. Noch unübersichtlicher wird es bei originär chinesischen Marken, deren Modul-Herkunftsnachweis ein Land in Südostasien aufweist oder deren Name suggeriert, dass sie keine chinesische Firma sind – Canadian Solar oder Amerisolar sind hierfür gute Beispiele.
So habe ich mich entschlossen, auf Basis der Entwicklungen der vergangenen Jahre die Preiserhebung unter anderen Gesichtspunkten vorzunehmen. Es soll in Zukunft eher auf die eingesetzte Technologie bzw. auf die Wertigkeit der Angebote geachtet werden, als auf die vermeintliche Herkunft der Produkte. Hier lassen sich Preisunterschiede auch besser nachvollziehen und sind nicht durch politisch indizierte Marktbeschränkungen beeinflusst.
Ab sofort (Oktober 2015) werden nun zusätzlich die Durchschnittspreise auf dem europäischen Markt für die folgenden Modulklassen erhoben:
Modulklasse | Preis (€/Wp) | Beschreibung |
High Efficiency | 0,69 | Kristalline Module ab 275 Wp, mit PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus. |
All Black | 0,59 | Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 190 Wp und 270 Wp. |
Mainstream | 0,51 | Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 245 bis 270 Wp, repräsentieren den Großteil der Module im Markt. |
Low Cost | 0,38 | Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Herstellergarantie. |
Bei dieser neuen Einteilung findet nach wie vor keine Unterscheidung zwischen mono- und polykristallinen Modulen statt, da es hier nach meinen Beobachtungen keine signifikanten Preisunterschiede gibt. Ausschlaggebend für den Verkaufspreis sind hier allein die Nachfrage bzw. Verfügbarkeit, sowie die Moduleffizienz. Dünnschichttechnologien werden weiterhin nicht in die Betrachtung einfließen, da es immer noch zu wenig Angebot im Markt gibt für eine repräsentative Erhebung.
Die Preiserhebung und -darstellung für die genannten Archetypen findet ab sofort und bis zum Jahresende parallel zur Einordnung in Herkunftsregionen statt. Sollte sich diese neue Preiseinteilung bewähren, wird sie die alte im kommenden Jahr vollständig ersetzen. Da die gewählten Leistungsklassen zur Abgrenzung der Preisgruppen der technologischen Weiterentwicklung unterliegt, werden diese in regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf angepasst. Insgesamt erwarte ich von dem neuen Preisindex, dass er die Informationsbedürfnisse der Leser und Nutzer besser bedient als bisher, auch wenn er sich dann nicht mehr so gut als Referenz für eine Überprüfung der Mindestimportpreise eignet. Aber dieses Kapitel haben wir ja ohnehin bald hinter und gelassen! ;-)