Marktanalyse Oktober 2016 - Preise runter, Installationszahlen rauf - wird jetzt alles wieder gut?

Wie im letzten Marktkommentar bereits berichtet, nimmt der Ende Juli eingesetzte Preisverfall bei allen Modultypen aus allen Herkunftsregionen zunehmend Fahrt auf. Allein Produkte chinesischer Herkunft folgen dem allgemeinen Trend im September nicht.

Anfang Oktober gibt es jedoch auch dort schon wieder eine Abwärtsbewegung. Vor allem Projektpreise für Module aus Südostasien unterschreiten immer häufiger die 40-Eurocent-Marke. Aber auch mit Modulen aus europäischer Fertigung ist man bei entsprechenden Volumina von diesem Preisniveau nicht mehr weit entfernt, auch wenn die Durchschnittspreise im Index noch deutlich höher angesiedelt sind. Unterscheidet man nach Modultechnologien, findet man bei Hochleistungsmodulen ab 280 Wp („High Efficiency“) momentan die größte Preisdynamik.

Diese Preisentwicklung gibt Anlass zu Spekulation, ob wir vor einer Trendwende im Photovoltaikmarkt stehen. Wird sich der Solarmarkt in Europa nun schnell erholen und zu alter Größe zurückfinden? Darüber sind zumindest die beiden Lager im Photovoltaik-Handelsstreit – Befürworter und Gegner der Marktregulierungsmaßnahmen der EU-Kommission - noch sehr unterschiedlicher Meinung. Während der Branchenverband Solar Power Europe sich sicher ist, dass die bisherige Flaute bei den Neuinstallationen auf den Mindestimportpreis zurückzuführen ist, meint die von der Firma Solarworld angeführte Vereinigung EU Prosun allein die verfehlte Industriepolitik als Verursacher identifiziert zu haben. Sinkende Preise würden nicht automatisch zu einem Marktwachstum führen, wie man ja anhand der weiterhin zu beobachtenden Stagnation sehen könne.

„Wir haben seit Juli in Europa einen Modulpreisverfall von rund 20 Prozent erlebt, ohne dass deswegen der Markt gewachsen wäre. Grund für die Investitionszurückhaltung sind nicht die Preise sondern politische Instabilitäten. Immer mehr Mitgliedsstaaten haben Förderungen gekürzt und sogar Abgaben auf Solarstrom eingeführt. Hinzu kommt, dass durch restriktive Ausschreibungsverfahren der Zubau künstlich begrenzt wird", so Milan Nitzschke, Sprecher von EU Prosun. (vgl. pv-magazine-Artikel http://www.pv-magazine.de/nachrichten/details/beitrag/pro-und-kontra-mindestimportpreise-geht-weiter_100024689/?))

Der von Nitzschke angesprochene angebliche Preisverfall von 20% in den letzten 2 Monaten lässt sich anhand der Preisindexdaten jedoch nicht nachvollziehen. Je nach Herkunftsregion sind die Preise von Modulen aus Asien zwischen März und September bestenfalls 5 – 8% gefallen. Eine Ausnahme stellen erstaunlicherweise Produkte deutscher Hersteller dar, die aktuell ganze 10% günstiger sind als noch vor einem halben Jahr. Der Preisrutsch hat gerade erst im letzten Monat so richtig angefangen und wird sich bis Jahresende sicherlich noch fortsetzen. Im Dezember werden wir dann möglicherweise die 20%-Marke im Vergleich zu den Jahresanfangspreisen noch knacken.

Warum ist aber die Nachfrage in Deutschland und Europa noch vergleichsweise verhalten? Spielen die Preise wirklich keine so entscheidende Rolle, wie es EU Prosun zu wissen glaubt? Meiner Einschätzung nach sind die gesunkenen Preise und die damit verbundenen neuen Renditemöglichkeiten im Markt noch gar nicht angekommen. Es müssen zunächst Angebote neu kalkuliert und formuliert werden. Bis dann auch die Endkunden auf Basis der überarbeiteten Offerten eine Kaufentscheidung getroffen haben, braucht es erfahrungsgemäß seine Zeit. Noch dazu hat sich der Sommer in Europa Ende September schlagartig verabschiedet. Das seitdem vorherrschende nasskalte Wetter verleitet nicht gerade zum überstürzten Bau von Solaranlagen.

Auch gibt es aufgrund der gleichbleibenden EEG-Vergütung in Deutschland wenig Druck, die Projekte noch in diesem Jahr fertigzustellen. Im Gegenteil – der Betreiber würde beinahe ein ganzes Jahr garantierter Einspeisevergütung verschenken, wenn er die Anlage im November oder Dezember ans Netz brächte, anstatt bis Januar damit zu warten. Auch die Gewinner der ersten PV-Ausschreibungsrunde in Deutschland, die aufgrund der bisher zu hohen Preise eine Realisierung der Projekte aufgeschoben haben, dürften keine allzu großen Ambitionen haben, noch in diesem Jahr zu bauen. Sie werden abwarten, was sich bei den Modulpreisen noch tut, derweil alle notwendigen Schritte der Vorbereitung unternehmen, um ihre Freiflächenanlagen dann punktgenau zu April 2017 in Betrieb nehmen zu können.

Für dieses Jahr erwarte ich bestenfalls noch einen leichten Anstieg der Installationszahlen. Die Hersteller und Händler werden ihre Produkte mit weiteren Ermäßigungen anbieten, um keine größeren Lagerbestände ins kommende Jahr mitnehmen zu müssen. Einige der großen chinesischen Hersteller werden wieder verstärkt in den Markt drücken, da sie sich fast ausnahmslos aus dem Undertaking verabschiedet und parallel ihre Produktionskapazitäten außerhalb Chinas hochgefahren haben. Dementsprechend wird 2017 ein interessantes Jahr. Es steht meiner Meinung nach außer Frage, dass wir wieder zu einem merklichen Marktwachstum innerhalb Europas zurückfinden. Welche Zuwachsraten es in den einzelnen Ländern geben wird ist hingegen schwer abzusehen – Wetten darauf werden gerne angenommen. Mein Tipp für Deutschland: 2 Gigawatt in 2017, was einem Wachstum von ca. 100% gegenüber 2016 entsprechen würde. Damit steht auch schon die traurige Prognose für dieses Jahr!

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im September 2016 inklusive der Veränderungen zum Vormonat:

Modulklasse Preis (€/Wp) Veränderung
ggü. Vormonat
Beschreibung
High Efficiency 0,62 - 6,1 % Kristalline Module ab 280 Wp, mit PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus.
All Black 0,55 - 1,8 % Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 200 Wp und 280 Wp.
Mainstream 0,47 - 4,1 % Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 250 bis 275 Wp, repräsentieren den Großteil der Module im Markt.
Low Cost 0,33 - 5,7 % Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Herstellergarantie.

(Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder.)