Marktkommentar

MARKTKOMMENTAR: Preisentwicklung von Solarmodulen
Hier finden Sie die komplette Sammlung aller Artikel zur Preisentwicklung von Solarmodulen sowie Kommentaren zur PV-Marktentwicklung, die ebenso in Fachzeitschriften wie zum Beispiel dem pv magazine oder der photovoltaik sowie auf Online-Plattformen wie dem Solarserver oder EUWID Energie veröffentlicht werden.
Die Überwachung der Preisentwicklung von Solarmodulen ist von entscheidender Bedeutung für Investoren, Hersteller und andere Akteure in der Solarenergiebranche. Ein fundiertes Verständnis der Markttrends ermöglicht es, Chancen optimal zu nutzen und richtungsweisende Entscheidungen zu treffen.
Als eine Möglichkeit, über die PV-Preisentwicklung und andere wichtige Trends informiert zu bleiben, bietet der pvXchange Solarshop einen monatlichen Marktbericht an. Dieser Bericht liefert regelmäßig aktualisierte Informationen und Analysen, um den Lesern ein umfassendes Bild des Solarmarktes zu vermitteln und sie bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Zusätzliche Informationen über die Entwicklung des PV-Marktes erhalten Sie zudem in unserem Photovoltaik-Preisindex.

PV-Experte Dipl.-Ing. Martin Schachinger
Managing Partner | Business Development
Gründer und Geschäftsführer Martin Schachinger beschäftigt sich seit bald 30 Jahren mit Photovoltaik. Seit 2008 erhebt er regelmäßig Modulpreise und schreibt Marktkommentare, die ihn zu einem gefragten Experten in der internationalen Solarbranche gemacht haben.
Was ist nur los mit der Welt, was ist los mit uns Menschen? Offenbar reicht es uns nicht, uns mit einem globalen Notstand zu beschäftigen, wir brauchen zwei, nein drei Krisen gleichzeitig! Als ob die drohende Klimakrise nicht schon genug Herausforderung wäre und es nicht ausreicht, dass uns die Corona-Krise noch immer fest im Griff hat - nun also seit Wochen eine neue weltweite Krise in der Ukraine, die unseren Alltag und die internationalen Märkte beeinflusst. Mittlerweile ist es beinahe unmöglich geworden, auch nur einigermaßen zuverlässige Prognosen zur zukünftigen Entwicklung von Modul- und Rohstoffpreisen, Verfügbarkeiten und der Funktionsfähigkeit von Lieferketten zu machen. Man kann anhand der zur Verfügung stehenden Informationen nur mutmaßen, dass letztere tendenziell immer schlechter und daher die Preise zwangsläufig steigen werden. Immerhin ist eines weitestgehend sicher: wir brauchen die erneuerbaren Energien in zunehmendem Maße, so dass die Nachfrage nicht nachlassen, sondern eher kontinuierlich steigen wird. Wie gut diese steigende Nachfrage jedoch in Zukunft zu bedienen ist, das kann momentan niemand mit Sicherheit sagen.
Bei den Modulpreisen scheint der Drei-Jahres-Peak nun überschritten zu sein. Wie die Corona-Zahlen in Deutschland, so sinken auch die Preise, insbesondere für Projektmodule langsam, aber kontinuierlich wieder. Bei größeren Abnahmemengen können Module der Leistungsklassen oberhalb 400 Watt vereinzelt durchaus wieder unter der 26-Eurocent-Marke gebucht werden. Die Lieferung erfolgt dann in der Regel frühestens ab April oder Mai, denn kurzfristig verfügbare Ware, die noch zu höheren Kosten produziert und transportiert werden musste, wird momentan auch noch zu deutlich höheren Preisen gehandelt. Das ist der Grund, warum der Preisindex diese Entwicklung noch nicht richtig abbildet. Hier bewegen wir uns bei den leistungsstarken Modultypen noch im Bereich deutlich oberhalb 30 Eurocent pro Wattpeak. Der Preisanstieg der vergangenen Monate ist zwar zum Stillstand gekommen, ein echter Abwärtstrend ist zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht erkennbar.
Mangelware, Mangelwirtschaft, Wartezeiten, Organisieren, Improvisieren - unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem ehemaligen Ostblock kennen diese Begriffe nur allzu gut. In der sozialistischen Planwirtschaft herrschte Mangel an fast allem, was in der heutigen Konsumgesellschaft jederzeit verfügbar ist. Erst seit der Wende und der damit verbundenen Maueröffnung in Deutschland Ende der 1980er Jahre wendete sich auch für Bürger der ehemaligen DDR das Blatt. Plötzlich war alles vermeintlich im Überfluss vorhanden, konnte überall und zu jeder Zeit erworben werden. In vielen Branchen wurde sogar mehr produziert, als innerhalb des Verfallsdatums verbraucht werden konnte, die Marktpreise purzelten. So gerieten auch die Themen Sparsamkeit, Vorratshaltung und Reparatur statt Neukauf zunehmend in Vergessenheit - Tugenden und Verhaltensweisen, die zumindest in der Mitte des letzten Jahrhunderts auch in Westeuropa durchaus noch anerkannt waren.
Wenn die Modul- und Zubehörpreise hoch sind, so dass sich Neuinstallationen zunehmend nicht mehr lohnen, rückt das Thema Bestandsanlagensanierung und -optimierung wieder in den Fokus. Es zeichnet sich zwar langsam ein Ende der nach oben gerichteten Preisschraube ab - nur noch die Kosten für schwarze Module und Module mit hoher Effizienz stiegen wenige Prozentpunkte - von einer Stabilisierung oder einem Sinken der Preise kann aber noch nicht die Rede sein. Wie bereits prognostiziert, kamen in den letzten Wochen einige, teils großvolumige Restkontingente auf den europäischen Markt. Diese waren jedoch auch schnell wieder vergriffen, nachdem sich unter anderem die großen Systemhäuser nochmals die Lager vollgemacht hatten, um für das nächste Quartal auf der sicheren Seite zu sein. Zwar werden die Modulpreise für den Moment wohl nicht mehr weiter steigen, die Produktionen der großen Hersteller sind aber schon wieder für Monate ausgebucht, so dass die kurzfristige Verfügbarkeit für neue Bestellungen nicht gegeben ist.
Der Titel meines Marktkommentars im Oktober lautete "Modulpreise werden auf das Niveau von 2019 zurück katapultiert" - nun, heute befinden wir uns preislich bereits im Dezember 2018 und es ist noch keine echte Trendwende erkennbar. Die Preise aller Modultechnologien sind seit dem letzten Monat nochmals um durchschnittlich 3 Prozentpunkte gestiegen. Selbst die wenigen noch verfügbaren Produkte mit geringerer Leistung - also unterhalb von 300 Watt bei 60/120 Zellern oder 400 Watt bei 72/144-Zellern - werden mittlerweile zu Tarifen gehandelt, die nur noch in allergrößter Not akzeptiert werden können. Dienen sie nur als Ersatz für defekte Module in Bestandsanlagen, sind die Preise aufgrund der hohen historischen Einspeisevergütungen tolerierbar. In Neuanlagen können Panele mit solch niedrigen Wirkungsgraden, hier Mainstream-Module genannt, aus Wirtschaftlichkeitsgründen kaum mehr eingesetzt werden.
Zu Anfang gleich die erste schlechte Nachricht: auch die Modulpreise tragen zum weltweiten Anstieg der Inflationsrate bei. Nach einer sehr kurzen Verschnaufpause ziehen die Preise bei fast allen Modultechnologien wieder an. Allerdings spiegeln die für Anfang Oktober erfassten Veränderungen noch lange nicht die noch zu erwartenden Preissteigerungen wieder. Zum Zeitpunkt der Preiserhebung wurden von einigen Herstellern für kommende Lieferungen bereits noch deutlichere Korrekturen nach oben angekündigt.
Die aktuell sehr hohen Transportkosten für Containertransporte sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Modulpreise auf einem Niveau sind, wie wir es seit dem Herbst letzten Jahres nicht mehr gesehen haben. Diese Erkenntnis hatte ich in meinem letzten Kommentar vor einem Monat bereits verbreitet. Ob und wie die Stärkung der lokalen Wertschöpfung in Form einer europäischen Zell- und Modulproduktion zu einem ein Ende der Abhängigkeit von Asien und zu einem Ausbrechen aus der nach oben zeigenden Kostenspirale führen könnte, darauf möchte ich in diesem Monat eingehen. Zunächst aber ein Blick auf die aktuelle Preisentwicklung.
In früheren Tagen, als ich noch in der Berliner Innenstadt wohnte, besuchte ich regelmäßig den Wochenmarkt, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Ein türkischstämmiger Gemüsehändler pries dort seine Ware immer mit den Worten an: "Heute billich, morgen teuer!". Es wäre beinahe erstrebenswert, könnten wir Photovoltaikgroßhändler unsere Module mit einem ähnlichen Spruch anbieten. Leider kann aktuell niemand in der Branche behaupten, Solarmodule seien preiswert - im Gegenteil. Nach einer kurzen Verschnaufpause kletterten die Preise in den letzten Wochen wieder nach oben. Seit dem bisherigen Tiefststand im September 2020 stiegen die Preise für fabrikneue A-Ware bereits um durchschnittlich 20 Prozent auf ein Niveau, wie wir es zuletzt im April 2019 gesehen haben.
The Sky is the limit - dieser Ausspruch gilt zum Glück nicht für die aktuellen Photovoltaikmodulpreise. Diese haben nach einem kontinuierlichen Anstieg seit Jahresbeginn endlich wieder einmal eine Verschnaufpause eingelegt. Ob diese länger andauert oder die Preise in den kommenden Monaten sogar wieder nachgeben, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Zumindest die Siliziumpreise und damit auch die Wafer- und Zellpreise sind einem leichten Preisverfall ausgesetzt. Eine entscheidende Bewegung der allgemeinen Modulpreise ist vermutlich jedoch nicht vor dem vierten Quartal zu erwarten. Ob diese nach oben oder unten zeigt, hängt im Wesentlichen von der Entwicklung des internationalen Marktes ab. Wenn die bereits anrollende vierte Coronawelle, getriggert durch die Delta-Variante des Covid-19-Virus, rechtzeitig gestoppt oder abgemildert werden kann, dann dürfte es auf der Angebots- wie Nachfrageseite ganz gut aussehen. Gelingt dies jedoch nicht, wird es wieder verstärkt Einschränkungen in den asiatischen Produktionen und in der übrigen Lieferkette geben, was die Marktentwicklung unberechenbar macht.
Mehr Geld für den Klimaschutz auszugeben, das vereinbarten die G7-Staatschefs gerade bei ihrem jüngsten Gipfeltreffen in Cornwall, Großbritannien. Das bedeutet auch, noch viel mehr Geld für den Ausbau der Erneuerbaren Energien bereitzustellen und die bisherige Zubaugeschwindigkeit deutlich zu erhöhen. Schon nach der erfolgreichen Verfassungsbeschwerde gegen deren zu kurz gegriffene Klimaschutzbemühungen mussten die Regierungsparteien in Deutschland in den vergangenen Wochen ihr Klimaschutzprogramm nachbessern. Statt 2050 soll Deutschland jetzt bereits 2045 klimaneutral sein und das Klimaziel für 2030 wurde von 55 auf 65 Prozent Treibhausgasminderung angehoben. Klimafachleute warnen zwar davor, dass diese Vorgaben noch immer nicht ausreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müsse im Jahr 2030 nämlich ein Ausbau auf mindestens 200 Gigawatt installierter Leistung erreicht sein (von heute 55 Gigawatt). Dies bedeute von heute an gerechnet einen jährlichen Photovoltaik-Zubau von mindestens 15 Gigawatt allein in Deutschland – nicht 2 oder 3 Gigawatt, wie in den vergangenen Jahren!
Jeder kennt diese etwas verstaubte Parole aus den 1970er- und 1980er-Jahren, die allerdings zumindest in Deutschland kaum noch zu lesen oder hören ist, nachdem die Bundesregierung anlässlich der Nuklearkatastrophe im Atomreaktor Fukushima Daiichi in Japan im Jahre 2011 den Atomausstieg beschloss. Auch weltweit ist der Kernenergieausbau nach diesem Zwischenfall weitestgehend zum Erliegen gekommen. Im Rahmen der neuesten Entwicklungen und Ankündigungen zum Thema Klimaschutz im In- und Ausland dürfte jedoch die Sorge berechtigt sein, dass es mit der Nutzung der Kernspaltung als CO2-arme Energiequelle noch nicht zu Ende ist. Die erfolgreiche Verfassungsbeschwerde gegen deren zu kurz gegriffene Klimaschutzbemühungen hat die Regierung in den letzten Wochen zu einer schnellen Nachbesserung genötigt. Diese erfolgte dann in einer Geschwindigkeit, wie sie bis dato keiner für möglich gehalten hatte. Allein die Konzepte zur konkreten Umsetzung fehlen oder sind noch zu nebulös formuliert. Aus diesem Grunde ist zu befürchten, dass manchen Politikern in Deutschland - aber auch weltweit - in den kommenden Jahren wieder nichts Besseres einfällt, als die gute alte Kernenergie als die beste, wenn nicht einzige fristgerecht realisierbare Lösung zu präsentieren.
Schon wieder haben die meisten Modulhersteller ihre Preise nach oben angepasst. Dies ist nun schon die dritte oder vierte Preiserhöhung innerhalb der letzten 6 Monate und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Aber warum gelingt es nicht, eine langfristige und nachhaltige Entwicklung des globalen Solarmarktes zumindest von Seiten der Produzenten zu gewährleisten? Welche Faktoren führen immer wieder dazu, dass Angebot und Nachfrage so stark auseinanderlaufen? Von keiner anderen Branche kenne ich eine derart turbulente Entwicklung, ein ständiges Pendeln zwischen Überangebot und Engpass, zwischen Preisverfall und Preissteigerung - immer bis hin zu einem Markteinbruch. Die Planungssicherheit ist - einmal mehr - zum Teufel. Projektierer und Investoren können ihre Pläne für die Errichtung von mittleren bis großen Anlagen, zumindest wenn sie nicht schon langfristig vorgesorgt haben, in der Schublade verschwinden lassen, bis sich Modulpreis und -verfügbarkeit wieder normalisiert haben - mit etwas Glück noch in diesem Jahr!