Photovoltaik-Entsorgung: Wohin mit abgebauten PV-Modulen?

Bei der Photovoltaik-Entsorgung wird prinzipiell unterscheiden, ob die Produkte irreparabel defekt sind oder nicht. Zu den irreparablen Beschädigungen gehören:

  • Glasbruch, der zur Instabilität des gesamten Moduls führt
  • Starke Deformierung des Modulrahmens
  • Sichtbare Hotspots oder Brandspuren, ggf. mit Beschädigung der Rückseitenfolie
  • Abgefallene oder abgerissene Modulanschlussdose, wobei die Zellbändchen nicht mehr sichtbar bzw. kontaktierbar sind
  • Delamination im Randbereich, bei denen bereits Kurzschlüsse entstanden sind oder noch zu befürchten sind (Fehlermeldung "Isolationsfehler" bei feuchtem Wetter am Wechselrichter)

Module mit solchen Defekten müssen aus dem Verkehr gezogen und entsorgt bzw. recycelt werden.

Sichtbare Beschädigungen, die reparabel sind oder die Funktionsfähigkeit des Moduls nicht oder nur geringfügig beeinträchtigen:

  • Leichte Randabplatzungen bei Doppelglasmodulen
  • Leichte Deformierungen oder Beulen, sowie Bohrlöcher im Modulrahmen
  • Kratzer in der Rückseitenfolie, welche nicht bis zu den Zellen reichen
  • Defekte Bypassdioden
  • Defekte Steckverbinder, Kabel oder Anschlussdosen allgemein
  • Abgelöste oder gerissene Rückseitenfolie

Unsichtbare Beschädigungen, die nicht reparabel sind, aber die Funktionsfähigkeit des Moduls auch nicht oder nur geringfügig beeinträchtigen:

  • Leistungsverlust durch lichtinduzierte Degradation (LID) oder potentialinduzierte Degradation (PID)
  • Leichte Hotspots (geringe Temperaturerhöhung an Zellverbindern oder Zellen)
  • Mikrorisse (Micro cracks) in den Zellen mit schwacher Ausprägung

Solche Defekte, die technologiebedingt oder durch äußere mechanische Einwirkung auf das Modul auftreten können, sind nur durch Messungen in Laboren oder durch Fachkräfte an der Anlage identifizierbar. Moderne Wechselrichter können auch schon technische Probleme wie PID anhand bestimmter Betriebszustände und statistischer Auswertungen erkennen und anzeigen, in Zukunft vielleicht sogar beheben. Beim Entdecken solcher unsichtbarer Beeinträchtigungen sollte in jedem Falle eine Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Risiken durch einen Fachmann vorgenommen werden. Besteht jetzt schon ein Sicherheitsrisiko oder kann sich durch Verschlechterung des Zustands mit der Zeit ein Risiko ergeben? Droht der Totalausfall einzelner Modulstränge oder der ganzen Anlage?

Funktionsfähige intakte oder reparable Module können dem Zweitmarkt zugeführt werden. Nach Überprüfung und eventuell nötiger Instandsetzung eignen sie sich zum Beispiel als Ersatz in Altanlagen. Deren Wert ergibt sich aus dem Zustand, sowie aus dem Angebot und der Nachfrage nach bestimmten Modultypen. Manche sind nur noch so selten zu finden, dass sich ein regelrechter Antiquitätenhandel ausgebildet hat, bei dem Preise weit über den aktuellen Marktpreisen gezahlt werden. Die Wirtschaftlichkeit ergibt sich aus dem spezifischen Anwendungsfall, so wie weiter oben beschrieben.

Palette mit Altmodulen verschiedener Formate

Palette mit Altmodulen verschiedener Formate

Beim überwiegenden Teil neuer PV-Projekte ist der Einsatz von Gebrauchtmodulen wirtschaftlich aber unsinnig. Sofern sie aus Anlagen kommen, die im eigenen Land betrieben wurden, fehlt die Vergütungsfähigkeit. Dies betrifft Deutschland, Italien und viele andere europäische Länder mit gesetzlicher Einspeisevergütung. Zwar könnte man italienische Gebrauchtmodule in Deutschland und deutsche Gebrauchtmodule in Italien einsetzen, aber der logistische Aufwand darf dabei auch nicht vernachlässigt werden. Außerdem besitzen die Module in der Regel keine Herstellergarantie mehr und sind daher nicht "bankable" (finanzierbar durch Banken oder gewerbliche Investoren).

Allenfalls in PV-Anlagen, die allein für die Deckung des Eigenverbrauchs oder für die Direktlieferung gedacht sind, können Gebrauchtmodule noch interessant sein. Hier müssen die Handelspreise jedoch deutlich unter den aktuellen Marktpreisen angesetzt werden, damit sich der Aufwand und das Risiko lohnen. Sind die Module überhaupt fachgerecht abgebaut, transportiert und gelagert worden?

Kommt eine Weiterverwendung aufgrund irreparabler Defekte nicht mehr infrage, müssen die Module aus dem Verkehr gezogen werden.

Dieser Text ist eine Zusammenfassung eines Beitrages unseres Geschäftsführers Martin Schachinger für den Betreiberleitfaden "Gewerbliche Photovoltaikanlagen effizient betreiben" unseres Partners Milk the Sun. Diesen Leitfaden können Sie kostenlos bestellen.