Was ist bei der Solarmodul-Entsorgung und beim Solarmodul-Recycling zu beachten?

Seit die europaweite WEEE-Richtinie für Elektrogeräte Ende 2015 auch auf den Bereich Photovoltaik ausgeweitet wurde, sind alle Hersteller und Händler prinzipiell verpflichtet, ausrangierte Solarmodule und Wechselrichter zurückzunehmen und auf eigene Kosten zu recyceln. Da diese sogenannten Inverkehrbringer jedoch sehr verstreut ansässig sind und der logistische Aufwand zu groß wäre, wurden die existierenden kommunalen Sammelstellen in das Rücknahme- und Entsorgungskonzept eingebaut.

Solarmodul-Entsorgung für Privatbesitzer

Private Solaranlagen-Besitzer dürfen ihre ausrangierten PV-Module bei den örtlichen Wertstoffhöfen kostenlos abgeben. Kostenfrei bedeutet hier natürlich nichts anderes als: Es muss jemand anderes für den privaten Endnutzer die Kosten tragen. Die Sammlung obliegt der Finanzierungsverantwortung der Kommunen, die ihren Aufwand wiederum auf die Gebührenzahler umlegen. Für die Abholung und Entsorgung nimmt die Öffentliche Hand dann die Hersteller und damit die Wirtschaft in die Pflicht. Die Abgabe von Altmodulen bei kommunalen Sammelstellen darf allerdings nur in "haushaltsüblichen" Mengen geschehen. Was genau das bedeutet, bleibt hingegen offen. Vermutlich werden mehrere Dutzend Module noch akzeptiert, nicht jedoch ganze LKW-Ladungen.

Solarmodul-Entsorgung für Hersteller

Den Solarmodul-Herstellern und Inverkehrbringern ist aufgegeben, auf Zuweisung der Stiftung EAR (die verbleibenden) Altgeräte von den kommunalen Sammelstellen abzuholen und die hierfür erforderlichen Behältnisse bereitzustellen. Die Zuweisung der Abhol- und Bereitstellungsanordnungen erfolgt nach einem festgesetzten Algorithmus durch die Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (kurz: EAR). Die Rücknahmeverpflichtung wird dabei grundsätzlich anhand des aktuellen Marktanteils ermittelt. Nach diesem kollektiven Umlagemodell ist es dem Modulhersteller aufgegeben, gegebenenfalls auch fremde PV-Module abzuholen und zu entsorgen, die ein Wettbewerber hergestellt hat. Und zwar deutschlandweit, ohne dass sich vorher exakt bestimmen ließe, wann und wo.

Wenn es um das Recycling von PV-Modulen geht, gilt ist zu beachten: Die Erstbehandlung von Altmodulen darf laut Gesetz ausschließlich durch speziell zertifizierte Erstbehandlungsanlagen durchgeführt werden. Auch deshalb gilt last but not least: Ältere und gebrauchte Module müssen nicht vorschnell als Abfall deklariert werden. Im Gegenteil - abgebaute Alt-Module, die augenscheinlich noch keine mechanischen Defekte aufweisen, sollten unbedingt auf die Möglichkeit einer Weiterverwendung - gegebenenfalls durch Reparatur - hin geprüft werden, bevor Sie zum Zwecke des Recyclings dem Entsorger zugeführt werden. Einmal als "Abfall" deklariert, ist es nicht mehr so einfach, sie dem Kreislauf wieder zu entziehen. Allein schon für den Transport sind dann spezielle Sicherheitsvorkehrungen erforderlich. Auch darf "Abfall" nicht von jedem Handwerker oder Spediteur bewegt werden - spezialisierte Entsorgungsbetriebe müssen beauftragt werden.

pvXchange-Ersatzmodullager in Bremen

pvXchange-Ersatzmodullager in Bremen

Zunächst einmal dürfen nur nicht mehr gebrauchsfähige Module tatsächlich recycelt werden. Da gelten mit dem novellierten Elektrogesetz für Solarmodule die gleichen Regeln wie für andere Elektrogeräte auch. Alle Module, die noch funktionsfähig sind und dennoch aus unterschiedlichsten Gründen aus der Anlage ausgebaut werden, sind dem Zweitmarkt zuzuführen, sprich wiederzuverwenden. Das Gesetz unterscheidet hier ganz fein in nicht mehr funktionstüchtige Altgeräte und noch gebrauchsfähige gebrauchte Geräte. Ein wesentlicher Kostenfaktor im Recyclingprozess ist der Transport. Jeder Lademeter auf einem Lkw kostet Geld. Für Installateure und Betreiber, die nur für einen Einzelfall den Transport buchen, wird es unter Umständen teurer als für einen Dienstleister, der Rahmenverträge mit Logistikunternehmen hat.

Handelt es sich bei den zu entsorgenden Modulen um gewerbliche, also größere Mengen, ist das Ganze schon etwas komplizierter. Sollte der Hersteller oder Inverkehrbringer noch existieren und dingfest gemacht werden können, so ist er für die Abholung und Weiterbearbeitung der defekten Module zuständig, sofern das Datum des Inverkehrbringens nach dem Stichtag im Oktober 2015 liegt. Bei Produkten, die vor dem genannten Stichtag auf den deutschen Markt gekommen sind, handelt es sich um sogenannte "Historische Altgeräte". Hier besteht keine Pflicht zur Rücknahme. Auf sich allein gestellt ist der Anlagenbetreiber ebenfalls, wenn der Hersteller nicht mehr existiert beziehungsweise bei der Stiftung EAR nie eine Finanzierungssicherheit für eine spätere Entsorgung hinterlegt hat.

Die Abholung und Entsorgung von großen Modulmengen kann schnell sehr kostspielig werden, insbesondere dann, wenn es sich um rahmenlose Dünnschichtmodule handelt. Die relativ einfache Rückgewinnung des Aluminiums aus den Modulrahmen, welche die Entsorgungskosten drücken kann, fällt hier weg. Auch schlägt der Transport der vergleichsweise schweren Doppelglasmodule mit einem wesentlichen Kostenanteil zu Buche. Besonders schwierig wird die Entsorgung, wenn es sich um Module mit Cadmiun-Tellurit-Zellen (CdTe) handelt, die zu den am meisten verbauten Dünnschichtmodulen gehören. Allein der Hersteller First Solar betreibt spezielle Recyclinganlagen und bietet eine Rücknahmeprogramm an, welches aber nur für die eigenen, korrekt registrierten Produkte gilt - Fremdmodule werden bislang nicht angenommen.

Ist ein passendes Entsorgungsunternehmen gefunden und beauftragt, sollte auf die anschließende korrekte Ausstellung eines Wiegescheins und eines Entsorgungsnachweises geachtet werden, der auf Nachfrage bei den zuständigen Behörden oder beim Netzbetreiber, dem die Instandsetzung der sanierungsbedürftigen Anlage angezeigt wurde, eingereicht werden kann.

Dieser Text ist eine Zusammenfassung eines Beitrages unseres Geschäftsführers Martin Schachinger für den Betreiberleitfaden "Gewerbliche Photovoltaikanlagen effizient betreiben" unseres Partners Milk the Sun. Diesen Leitfaden können Sie kostenlos bestellen.