Marktanalyse Juni 2015 - Anhaltend steigende Preise verhindern Marktwachstum in Europa – immer mehr Arbeitsplätze in der Solarbranche gehen verloren

Keine Trendwende – das ist die bittere Erkenntnis bei der Betrachtung der PV-Marktentwicklung auch im Mai. Während die Preise von Modulen aus allen asiatischen Regionen erneut um ein bis zwei Prozentpunkte stiegen, hielten die Preise für deutsche und europäische Module ihr Niveau konstant.

Dass sich die Preise lokaler Hersteller nun bereits seit Oktober 2014 – abgesehen von leichten Schwankungen – bei durchschnittlich 60 Cent pro Watt-peak halten können, ist sicherlich ein Ergebnis der Anti-Dumping-Maßnahmen der EU-Kommission. Dieser Marke gleichen sich die Module aus anderen Herkunftsregionen nun offenbar immer mehr an – aber um welchen Preis für die Solarbranche?

Diese Entwicklung ist nämlich vor dem Hintergrund des schleichenden Rückgangs der Installationen innerhalb der Europäischen Union alles andere als erfreulich. Nachdem der Zubau von neuen Photovoltaikanlagen in Deutschland im April laut Angaben der Bundesnetzagentur bereits zum 3. Mal unter der 100-MW-Marke lag und aufgrund der anhaltend steigenden Preise kein echtes Marktwachstum erkennbar ist, dürften die Zahlen für Mai und Juni ähnlich katastrophal ausfallen. Auch in anderen europäischen Ländern sieht es kaum besser aus. Das aufkeimende Interesse aus Märkten wie Polen und Griechenland reicht bei Weitem nicht aus, die schwache Nachfrage aus den klassischen PV-Märkten aufzufangen.

Dabei sind die künstlich auf hohem Niveau gehaltenen Modulpreise gar nicht zwingend nötig, um europäische Hersteller vor der Konkurrenz aus China zu schützen. Gerade deutsche Hersteller fühlen sich mittlerweile dank moderner, hochautomatisierter Fertigung durchaus imstande, ihre Module zu Preisen deutlich unter dem aktuellen Mindestimportpreis anzubieten, ohne dabei Verluste zu machen. Die Mehrheit der lokalen Produzenten greift dabei allerdings auf Zellen zum Beispiel aus Taiwan zurück, da die europäischen Zellkapazitäten zu gering sind, um mit den Modulkapazitäten mithalten zu können. So können sie momentan mit ihren Preisen gut mitschwimmen im Becken, welches durch Herrn Asbeck und die EU-Kommissare zunehmend von chinesischen ‚Haien‘ gesäubert wird.

Der Versuch, chinesische Firmen systematisch aus dem europäischen Markt zu drängen, nimmt mittlerweile beinahe absurde Formen an. Selbst wenn sie Fertigungsstätten innerhalb der EU betreiben, zwingt man sie zur Einhaltung der Mindestpreise. Die Begründung der EU-Beamten dafür ist, man könne nicht unterscheiden, ob die im Markt auftauchenden Module nun aus chinesischer oder europäischer Produktion kommen, solange sie ähnliche Spezifikationen und das gleiche Markenzeichen besitzen. Die Konsequenz daraus ist eine Schließung der Fertigungsstätten aufgrund fehlender Attraktivität der Produkte, sowie ein vollständiger Rückzug aus der EU-Zone. So gehen erst recht Arbeitsplätze verloren!

Dass sich an diesem Trend nun kurzfristig etwas ändert, ist angesichts der Ankündigung von weiteren Untersuchungen seitens der EU-Kommission, dieses Mal in Richtung von Importen aus Taiwan und Malaysia, nicht zu erwarten – im Gegenteil. Weniger Auswahl, längere Wartezeiten, höhere Preise – das wird die traurige Bilanz der kommenden Monate sein, womit eine dringend benötigte allgemeine Marktbelebung in Europa weitestgehend ausgeschlossen sein dürfte. Allein aus Großbritannien sind nach wie vor positive Meldungen zu vernehmen – es gab wieder mehr als 1,6 GWp Zubau im ersten Quartal 2015. Um jedoch in Gesamteuropa zu einem fairen Wettbewerb und dadurch zu einer erfreulichen Entwicklung zurückkehren zu können, muss der vermeintliche Protektionismus durch Marktbeschränkungen aufgegeben werden. Der Schuss ist nach hinten losgegangen.