Marktanalyse März 2013 - EU-Verordnung zu Anti-Dumping-Zöllen versetzt den Markt in Aufregung

Die sich im Vormonat abzeichnende Trendwende bei den Preisen hat sich bestätigt. Sie ist sogar nochmals durch eine unvorhersehbare, für die Branche sehr unangenehme Entwicklung beschleunigt worden. In der ersten Märzwoche wurde der Wortlaut einer EU-Verordnung vom 01.03.2013 bekannt, aufgrund derer alle Importe von chinesischen Solarmodulen umgehend zollamtlich erfasst werden müssen.

In der Verordnung wird ganz klar darauf hingewiesen, dass nach dem Abschluss der laufenden Antidumping- und Antisubventions-Untersuchung der EU rückwirkend Zölle auf alle aus China importierten Module erhoben werden können. Über die Höhe der verhängten Zölle gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Die Verordnung erwähnt eine sogenannte „Dumpingspanne“ bis zu 70% und eine „Subventionsspanne“ bis zu 15%. Daraus sollen sich dann die gegebenenfalls zu erhebenden Zölle ableiten. Eine abschließende Entscheidung ist für den 6. Juni 2013 zu erwarten. Die finale Höhe der Zölle wird sich nach der Höhe der nachgewiesenen Unterschreitung der Herstellkosten beim Verkauf der Module in Europa richten; darüber hinaus hat die Untersuchung nachzuweisen, dass durch ein solches Handeln der chinesischen Hersteller der Markt als Ganzes Schaden genommen hat.

Diese Einführung der Registrierung hat für erhebliche Unruhe unter den Käufern in Europa gesorgt. Da die Höhe eines etwaigen Strafzolls nicht abschätzbar ist, kann derzeit kein endgültiger Kaufpreis (und damit Kalkulationsbasis für PV-Systeme jeglicher Art) dargestellt werden, was eine Finanzierung praktisch unmöglich macht.  Hersteller aus China verlagern dieses Risiko, indem sie den Import für die Module auf den Käuferkunden verlagern (EXW/FOB China oder unverzollt ex Hafen Europa). Dementsprechend ist der Run auf bereits in der EU befindliche Lagerware riesig. In den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Details der Verordnung stieg mit der Nachfrage auch gleich der Preis für die Module, vereinzelt um bis zu 10%. Dennoch werden sich die Lagerbestände an chinesischer Ware in den nächsten Wochen drastisch verringern. Viele Händler tätigen jetzt wieder Vorratskäufe.

Welche Möglichkeiten haben chinesische Hersteller, die Situation zu entschärfen? Die Verordnung – sollte sie in einem ähnlichen Text verfasst werden wie das seit 2012 in den USA geltende Recht – umfasst Module mit kristallinen Wafern oder Zellen aus China. Die betroffenen Hersteller könnten dann ihre Produkte (soweit möglich) mit Zellen aus Taiwan versehen, was mit einer Preiserhöhung von einigen Cent einhergehen wird. Viele chinesische Hersteller sichern sich bereits jetzt Produktionskapazitäten in Europa. Damit wären die Endprodukte „Made in Europe“,  allerdings auch mindestens 10 Cent/Wp teurer.