Marktanalyse November 2016 - Stop-and-Go im Photovoltaikmarkt und beim Klimaschutz

Der Markt ist wieder einmal schneller, als die Politik – das zeigt die aktuelle Modulpreisentwicklung deutlich. Während die EU-Kommission noch über der Frage brütet, ob chinesische Hersteller noch Preisdumping betreiben und eine Marktabschottung gerechtfertigt ist, haben die Modul- und Zellpreise längst ein Niveau erreicht, welches bis zu 30% unter dem Mindestimportpreis liegt.

Natürlich spielen hier wieder Effekte wie Lagerabverkäufe zum Jahresende und Überproduktion in einem schwächelnden Markt eine Rolle, aber selbst europäische Hersteller passen sich weitestgehend klaglos dem allgemeinen Trend an und reduzieren ihre Modulpreise von Monat zu Monat. Wie weit es noch runtergehen kann, darüber streiten sich allerdings die unterschiedlichen Akteure und Analysten. Noch jedenfalls fallen die Preise kontinuierlich, insbesondere bei Modulen mit höherer Leistung.

Für die letzten Monate des Jahres 2016 wird allgemein ein weiterer Preisverfall, jedoch kein signifikanter Anstieg der Installationszahlen im deutschen und europäischen Markt erwartet. Allerdings rechnet man mit einem mehr oder weniger deutlichen Anziehen des Marktes im Jahr 2017, zumindest in Deutschland. Die Preise werden demzufolge erst einmal stagnieren bis leicht steigen. Mit dem EEG 2017 in der zu erwartenden Endfassung wird sich die Branche arrangieren müssen. Der letzte Entwurf ist auch von der EU-Kommission im Hinblick auf die neuen Ausschreibungsregeln gebilligt worden, so dass kein Gegenwind aus Brüssel mehr zu erwarten ist. Einen Boom ist bei gewerblichen Dach- und Freiflächenanlagen bis 750 kWp zu erwarten, da hier keine Ausschreibungspflicht gilt. Die Höhe der EEG-Vergütung für Photovoltaikanlagen bleibt im Januar zwar zunächst gleich, der Anpassungsmechanismus wurde aber angepasst, um schneller als bisher auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Wir rufen uns nochmals ins Gedächtnis: im EEG 2014 wurde ein Zielkorridor für den Brutto-Zubau von 2.400 bis 2.600 Megawatt pro Jahr und eine monatliche Degression von 0,5 % festgelegt. Der Betrachtungs- bzw. Vergleichszeitraum betrug 12 Monate. Bei Überschreiten des Korridors um mehr als 900 Megawatt sollte die Degression der Vergütung auf 1,40 Prozent steigen. Die Vergütungssätze blieben gleich, wenn weniger als 1,5 Gigawatt (2.400 minus 900 MWp) installiert werden. In diesem Modus befinden wir uns übrigens bereits seit dem vierten Quartal des Jahres 2015. Die Vergütungssätze gingen nach altem EEG erst hoch, wenn 1 Gigawatt neu installierter Leistung unterschritten wird (2.400 minus 1.400 MWp). Im EEG 2017 ist nun der Vergleichszeitraum auf 8 Monate reduziert worden, außerdem die Stufen verkleinert. Bei der aktuellen Marktentwicklung ist demzufolge ab 1. Februar 2017 erstmals wieder ein Anstieg der Einspeisevergütung um bis zu 3% pro Monat möglich – eine absolut positive Aussicht und sehr förderlich für das gewünschte Marktwachstum!

Deutlich weniger positiv ist die Meldung zu werten, dass die Generaldirektion Energie der EU-Kommission im Zuge der neuen Erneuerbaren-Energien-Richtlinie plant, den Einspeisevorrang für Photovoltaik und Windkraft abzuschaffen. Sollte es sich nicht nur um Gerüchte handeln, wäre dies ein weiterer Knüppel zwischen die Beine der Erneuerbaren Energien. Diese ständen dann in direkter Konkurrenz zu abgeschriebenen konventionellen Kraftwerken, was unter Umständen zu einer Renaissance von Kohle und Atom in Europa führte. Damit würden die Europäischen Klimaziele jedoch zuverlässig torpediert und demzufolge meilenweit verfehlt. So viel Unverständnis für die zwingenden Folgen des eigenen Handelns und Ignoranz gegenüber den Klimaschutzbemühungen der Mitgliedstaaten kann man sich nicht einmal aus Brüssel vorstellen.

Eine Weile sah es ja auch so aus, als ob Umweltministerin Barbara Hendricks ohne konkreten Klimaschutzplan nach Marokko zur Weltklimakonferenz COP 22 fahren müsste. Nun hat die Bundesregierung doch noch im letzten Moment die Kurve bekommen und sich auf eine gemeinsame Formulierung geeinigt. Allerdings kann das Ergebnis nur als fauler Kompromiss betrachtet werden, da immer noch zu viele Zugeständnisse an die Wirtschaft enthalten sind und kein konkreter Termin für den Kohleausstieg festgelegt wurde. Aus dem einstigen Vorreiter im Klimaschutz ist ein müder Gaul geworden. Das wird sicher noch zu einigen Diskussionen und reichlich Unverständnis angesichts der anstehenden Herausforderungen führen. Wie deutlich müssen die Zeichen, wie groß die Not noch werden, damit auch die politische Elite bereit ist, den großen Worten auch große Taten folgen zu lassen?

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Oktober 2016 inklusive der Veränderungen zum Vormonat:

Modulklasse Preis (€/Wp) Veränderung
ggü. Vormonat
Beschreibung
High Efficiency 0,60 - 3,2 % Kristalline Module ab 280 Wp, mit PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus.
All Black 0,54 - 1,8 % Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 200 Wp und 280 Wp.
Mainstream 0,46 - 2,1 % Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 250 bis 275 Wp, repräsentieren den Großteil der Module im Markt.
Low Cost 0,34 + 3,0 % Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Herstellergarantie.

(Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder.)