Marktanalyse November 2018 - 0,0 Prozent Planungssicherheit

„Ich baue dieses Jahr nichts mehr – diesen Stress tue ich mir nicht mehr an!“ – so oder so ähnlich klingt es häufiger, wenn man sich dieser Tage mit Projektierern und Installateuren unterhält. Aber auch so: „Wenn ich jetzt noch Module bestelle, können Sie mir dann garantieren, dass diese auch wirklich noch rechtzeitig geliefert werden?“. Kurz gesagt, es herrscht helle Aufregung im Markt, die teilweise in blanke Wut, teilweise auch in Resignation mündet. Doch was ist passiert, dass die allgemein positive Stimmung in Deutschland so schnell umgeschlagen ist?

Nun, die Politik ist dabei zu vollbringen, was sie offenbar am Liebsten immer dann macht, wenn das zarte Pflänzlein Solar wieder einmal droht, zu einer stattlichen Pflanze heranzuwachsen – sie trampelt darauf rum, indem horrende Kosten für die Allgemeinheit prognostiziert werden, und gießt sie mit vergiftetem Wasser in Form von angekündigten massiven Einschnitten bei der Förderung, Entzug von Privilegien und weiteren Repressalien, so dass auch wirklich alle neuen Triebe schnellstens an ihr absterben mögen.

Leider reicht mittlerweile ja schon die alleinige Ankündigung von Veränderungen und Kürzungen, um den Markt durcheinander zu bringen und jegliche Planungssicherheit zu beerdigen. Man möchte fast glauben, es werden von den heimlichen Gegnern einer schnellen Energiewende absichtlich möglichst überzogene Ankündigungen hinsichtlich des Termins und Umfangs der Maßnahmen gemacht, um in dem dann entstehenden Chaos den Weg für etwas abgemilderte, aber immer noch schmerzhafte Einschnitte durchsetzen zu können. So geschehen Anfang November, als aus dem Wirtschaftsministerium zu vernehmen war, man werde die Einspeisevergütung für dachgebundene Photovoltaikanlagen zwischen 40 und 750 Kilowattpeak bereits zum 1. Januar 2019 um etwa 20 Prozent auf das Niveau von Freiflächenanlagen in dieser Leistungsklasse absenken.

Dass daraufhin ein nie dagewesener Run auf alle noch in diesem Jahr verfügbaren Ressourcen begann, ist kaum verwunderlich. Da jedoch niemand auf diese Situation vorbereitet war, wurden bereits innerhalb weniger Tage die Kapazitäten knapp, sei es bei Modulen, Wechselrichtern, Unterkonstruktion oder gar Montagedienstleistungen. Fast jeder Akteur versucht gerade, noch alle halbwegs baureifen Dachanlagen in diesem Jahr abzuschließen beziehungsweise für das kommende Frühjahr geplante Projekte vorzuziehen. Wo das aus diversen Gründen nicht geht, werden Projekte vorsichtshalber auf Eis gelegt. Für Investoren und die gesamte Entwicklung der Solarbranche ist diese Situation eine Katastrophe, zumal völlig unklar ist, wie lange die Witterung nach einem so langen und trockenen Sommer noch mitspielt und ein Arbeiten auf dem Dach ermöglicht.

Die Modulpreisentwicklung zeigt mittlerweile auch einen deutlichen Trend hin zu stagnierenden bis steigenden Preisen. Da die Entwicklung noch relativ jung ist, haben sich nicht alle Akteure darauf einstellen können und bereits reagiert. Die großen Hersteller hatten bereits vor Bekanntwerden der EEG-Anpassungen einen sich abzeichnenden Engpass gemeldet, der sich vor allem auf die gestiegene Nachfrage auf der Südhalbkugel und in Asien zurückführen lässt. Die wenige, in Europa noch frei verfügbare Ware ist nun schnell vergriffen oder wird zu deutlich höheren Preisen angeboten. Aufgrund der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung in Deutschland, die auch noch bis zur letzten Sitzung des Bundestags-Wirtschaftsausschusses in diesem Jahr am 12.12. andauern kann, können jedoch keine zuverlässigen Aussagen über Verfügbarkeit und weitere Preisentwicklung von Photovoltaik-Komponenten gemacht werden.

Zumindest im Spotmarkt ist zu erwarten, dass aufgrund von Stornierungen immer wieder Restmengen bei den Herstellern und Großhändlern frei werden, die dann zu moderaten Preisen angeboten werden. Diese dürften im Vergleich zu heute noch sinken, je näher die Weihnachtszeit und das Jahresende rücken. Sollte zwischenzeitlich von Seiten der Regierungsparteien eindeutige Signale zugunsten einer Abschwächung oder aber einer Verschiebung des Stichtags gesendet werden, kann sich die Situation augenblicklich wieder radikal ändern. Nach dem guten Abschneiden der Grünen in etlichen Landtagswahlen hat diese Partei durchaus ein politisches Gewicht, welches die bisher geäußerten Pläne der Regierung noch beeinflussen kann. Hoffnung gibt es auch seitens einiger SPD- und CDU-regierter Bundesländer, welche eine hohe Dichte an Solarindustrie und –handwerk aufweisen.

Dennoch ist mir völlig unverständlich, wie die versammelte Mannschaft in Berlin an einem derartigen Realitätsverlust leiden und sich immer wieder solche Schildbürgerstreiche leisten kann. Man scheint ja durchaus gemerkt zu haben, dass es ohne ressourcenschonende, schadstoffarme Energieerzeugung nicht mehr lange weitergeht, fordert öffentlichkeitswirksam auch mehr Ökostrom. Allein die Taten sprechen eine ganz andere Sprache – man unternimmt jegliche Anstrengung, die zügige Umsetzung der Energiewende zu verhindern. Milliardengeschenke an die alte Energiewirtschaft, Verzögerung des Kohleausstiegs, Dieselgate und die nicht eingedämmte Plastikflut sind nur einige Punkte in einem gigantischen Tableau des Versagens. Jahrelang werden wohlbekannte Problem vertuscht, schöngeredet und eine Beseitigung verzögert, aber sobald es um die Solarbranche geht, schafft man es plötzlich, innerhalb weniger Wochen einen harten Einschnitt im Eilverfahren durch alle Instanzen zu prügeln!? Man wolle die Energiewende bezahlbar machen und den Bürger vor unzumutbaren Belastungen schützen ... das Gegenteil wird der Fall sein – es wird uns alle noch teuer zu stehen kommen!

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im November 2018 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 11.11.2018):

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